RSV SulzfeldNachlese

Etappenfahrt 2007

Eine etwas andere Etappenfahrt war dieses Jahr bei den Radsportlern des RSV Sulzfeld vom 26.7. bis 30.7. vorgesehen: Unter dem Motto „Drei Länder, drei (Mittel)Gebirge“ wurde eine anspruchsvolle Strecke durch Aargau, Jura und Vogesen im Dreiländereck zusammengestellt.

Am frühen Donnerstagmorgen treffen sich die Radsportfreunde Stefan Bregler, Konrad Gehringer, Armin Hagenbucher, Heiner Häge, Peter Mütsch und Berthold Schmidt in der Stadtbahnlinie S4, um über Karlsruhe, Freiburg und Basel zum Startpunkt der Etappenfahrt, nach Rheinfelden zu gelangen. Dort angekommen werden die Rucksäcke mit dem Gepäck für 4 Tage geschultert und gleich geht es los, über die alte Kopfsteinpflasterbrücke über den Rhein in den schweizer Stadtteil. Einige Kilometer auf Radwegen zum Warmfahren, und schon lässt die Überquerung des ersten Aargaurückens nach Liestal erahnen, was auf die Radler zukommt: Leere Strassen, knackige Steigungen, rasante Abfahrten und herrliche Ausblicke. Bestens ausgebaute Radwege, später eine ruhige Fahrstrasse und letzlich ein kleines Nebensträsschen führen bei angenehmen 5 bis 8 % Steigung zum ersten Hoch- aber auch Höhepunkt vor Mümliswihl. Sanfte Kuppen und steile Hänge mit saftigen Bergwiesen und immer wieder auch dunklen Wäldern zaubern eine typisch schweizer Bilderbuchlandschaft vor das Auge. Nach berauschender Abfahrt geht es auf die Schlüsselstelle der Tour zu. Über ein kleines Sträßchen führt der Weg die Radler durch das fast menschenleere Guldental hin zum Scheltenpass, der Grenze zwischen Aargau und Jura, zugleich dem Übergang zum französischen Sprachgebiet. Dieser Pass fordert mit seinen Serpentinen bei 15% Steigung alle Kräfte. Mit 7 kg Reisegepäck auf dem Rücken sind alle froh um jeden zuvor am Berg trainierten Meter. Die anschliessende Abfahrt zum Tagesziel, dem fahnengeschmückten schweizer Städtchen Delemont, ist dann reine Erholung. 1800 Höhenmeter auf 75 Kilometer zeigt der Höhenmesser. Die nächsten Tage wird das Streckenprofil leichter, verspricht der Scout.

Trotzdem müssen am nächsten Tag erst drei Höhenzüge im Jura, jeder vergleichbar mit dem Königstuhl im Odenwald oder dem Dobel im Schwarzwald, gequert werden. Dann geht es hinein in das französische Südelsass mit seinen blumengeschmückten Fachwerkdörfchen. Auch jetzt sind kaum Autos, aber immer besser die dunklen Hänge der Südvogesen am Horizont zu erkennen. Schnell ist man über welliges Terrain in Masevaux, um anschliessend die finale Steigung zum Col de Hunsrück zu nehmen. Die Begeisterung über den Berg kann auch das fürchterliche französische Weizenbier nicht mindern. Noch kurz durch die Ebene, und das Tagesziel Mulhouse (Mühlhausen) ist erreicht. Wieder 1800 Höhenmeter, aber dieses mal verteilt auf 122 km.

Königsetappe. Das ist das Motto für den dritten Tag. Die schwere Strecke über die Südflanke auf den Grand Ballon, den höchsten Vogesenberg. Ein Buckel, der auch bei der Tour de France berüchtigt ist. Beim Losfahren ist der Himmel erstmals wolkenverhangen, der Berggipfel hat eine graue Nebelmütze baufgesetzt. Kein Grund unten zu bleiben. Alle verfügbaren Trinkflaschen sind gefüllt, 20 km Gipfelsturm beginnen. Schweiss trieft auf den Rahmen, der Puls steigt, die Steigung hört und hört nicht auf. Dann, beim Kriegerehrenmal am Hartmannsweiler Kopf wird es gerade rechtzeitig flach. Eine kurze Pause zu Ehren der Gefallenen, dann eine kurze Abfahrt zum Col Amic, danach das ultimative Finale: Aussichtreich über freies Gelände, in steilen Serpentinen, vorbei an verständnislos glotzenden Kühen, geschüttelt von Böen lange 6 km zum Gipfel. Kaum oben angekommen verschwindet die Sonne. Macht nichts, denn die Sulzfelder Radler strahlen da oben um die Wette. Auf dem Dach der Vogesen geht es anschließend über dessen First, die berühmte „Route des Cretes“ mit ständig wechselnden Aussichten und Tiefblicken hin zum Col de la Schlucht. Dort setzt leider Regen ein, was der unendlich langen Abfahrt ins Münstertal den letzten Kick nimmt. Unten ist das Wetter wieder gut, und mit Rückenwindunterstützung geht es über Colmar in rasanter Fahrt hinein in die Rheinebene. Und weil es so gut läuft, baut der Scout heimlich noch eine Zusatzschleife auf dem Weg nach Breisach am Kaiserstuhl ein. 144 km bei 1600 hm sind das Ergebnis.

Am vierten Tag ist Heimfahren angesagt. Bei schwüler Wärme geht es durch den Kaiserstuhl, welcher mit einem letzten 11-Prozenter das abschließende Sahnehäubchen für die Tour schenkt. Da sich über dem Schwarzwald bedrohliches Schwarz zusammenbraut, wird auf die Ebene ausgewichen und bei aufkommendem Regen noch einmal kräftig Tempo gemacht.

Klatschnass von Innen und Außen wird das Ziel, der Bahnhof von Bühl erreicht. Umziehen, Suppe essen, heimfahren. Die Gesichter zeugen von Ruhe und Zufriedenheit. Rund 500 km, über 5000 hm, ca. 15.000 Kalorien verbraucht ist schon o.k. Für manchen sind weiße Flecken von der Landkarte verschwunden. Und vereinzelt kommt über die Lippen: Wohin fahren wir nächstes Jahr?

(Konrad Gehringer)